Hallo von der Rettungswache Timmendorfer Strand, bzw. Aus der Schule.
Wir befinden uns mittlerweile schon in einem der letzten Schulblöcke von unserem Examen. Die letzten Wochen haben wir uns mit dem Thema MANV beschäftigt. MANV steht für „Massenanfall von Verletzen/ Erkrankten“, es geht also um Situationen, in denen sich Rettungskräfte um viele Verletzte kümmern müssen. Dazu gehört natürlich eine menge Organisation und Planung, aber auch die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, der Polizei und anderen Hilfsorganisationen.
Eine solche Situation kann z.B. entstehen, wenn ein Reisebus mit vielen Passagieren einen Unfall hat. Für eine solches Ereignis gibt es bestimmte Schemata und andere Arbeitsabläufe, als in der Individualbetreuung.
Als erstes meldet man der Leitstelle während der Anfahrt eine sogenannte „Lage auf Sicht“, dabei geht es z.B. um Information über ein brennendes Fahrzeug, oder eine Gefahrenquelle, bei der weitere Spezialkräfte erforderlich sind. Somit können schon frühzeitig mehr Rettungskräfte für die Versorgung von potentiell Verletzten, die Polizei zur Absicherung/ Absperrung oder auch die Feuerwehr für die Sicherung von Gefahrenstoffen nachgefordert werden.
Darauf folgt die Aufgabe, die sich psychisch für das ersteintreffende Rettungsmittel sehr anspruchsvoll gestalten kann. Es geht um die Vorsichtung der verletzten Personen. Bei der Vorsichtung geht man von Patient zu Patient und ordnet diesem, nach einem Schema, einer Sichtungskategorie zu. Diese unterscheiden sich in vier Farben:
- Sichtungskategorie 1 = rot (schwer verletzt, vital bedroht)
- Sichtungskategorie 2 = gelb (schwer verletzt, nicht vital bedroht, nicht gehfähig)
- Sichtungskategorie 3 = grün (leicht verletzt, gehfähig)
- Sichtungskategorie 4 = schwarz (Tot)
Während der Vorsichtung dürfen maximal z.B. lebensbedrohliche Blutungen mit einem Tourniquet gestoppt oder die Atemwege mit einer Atemwegshilfe freigehalten werden. Man darf bei diesem Schritt also keine Schmerzmittel geben oder weitere Betreuung vornehmen. Nach der Vorsichtung meldet man der Leitstelle wie viele Patienten man insgesamt hat und die jeweilige Sichtungskategorie, damit dementsprechend im Verlauf genügend Rettungsmittel für die Versorgung vor Ort sind.
Darauf folgt die zweite (Vor-) Sichtung, entweder durch den ersteintreffenden RTW oder durch den eingetroffenen Notarzt. Die Patienten werden genauer untersucht und ärztlich gesichtet. Wenn weitere Rettungsmittel eingetroffen sind übernimmt der ersteintreffende RTW die Organisation der Patientenablage und die anderen Rettungsmittel versorgen die Patienten, priorisiert nach Sichtungskategorie.
Der ORGL (organisatorische Leiter) und LNA (leitender Notarzt) bilden die Einsatzleitung Rettungsdienst (EL RD) und kümmern sich dann darum die Patienten in den Krankenhäusern anzumelden und den Abtransport zu initiieren. Anders als im Regelrettungsdienst gilt eine Ausnahmeregelung die besagt, dass ein Rettungsmittel (RTW oder KTW) auch mehrere Patienten transportieren kann um einen zeitnahen Abtransport der Patienten zu gewährleisten. Es können zusätzlich noch andere Transportmittel von Schnelleinsatzgruppen oder ggf. Busse angefordert werden.
Ein MANV Einsatz bedarf viel organisatorische Planung und ein gutes Zusammenspiel aller Kräfte vor Ort. Deshalb haben wir in diesem Schulblock auch bei unterschiedlichen Gastdozenten von der Feuerwehr oder der Polizei Unterricht gehabt. Es war sehr interessant, die MANV Planung aus der Sicht von anderen Einsatzkräften erklärt zu bekommen, das hat für viel Verständnis auf beiden Seiten gesorgt.
Für uns geht es jetzt zurück auf die Rettungswache und in eines der letzten Krankenhauspraktika, die Pädiatrie.
Wir Wünschen euch schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Katja und Maria