Vorgehen bei einem Traumapatienten
Hallo und liebe Grüße von der Wache Timmendorfer Strand,
wir hoffen ihr hattet schöne Festtage und seid gut in das neue Jahr gestartet. Für uns ging es direkt am 03. Januar mit dem vierten Schulblock los. Wir haben uns in diesem Schulblock unter anderem mit vielen verschiedenen Erkrankungen beschäftigt und die Dosierung, Wirkung und Applikationen von einigen Medikamenten gelernt.
Ein weiteres großes Thema in diesem Schulblock war die Versorgung eines Patienten nach einem Trauma.
Es gibt verschiedene Arten von traumatischen Verletzungen. Grob unterscheidet man in ein penetrierendes Trauma und ein stumpfes Trauma. Ein penetrierendes Trauma bezeichnet eine „Eindringende“ oder „durchstoßende“ Verletzung, wie zum Beispiel eine Schuss- oder Stichverletzung. Als stumpfes Trauma bezeichnet man die Verletzung von inneren Organen oder knöcherner Strukturen durch eine äußere Gewalteinwirkung, zum Beispiel durch Verkehrsunfälle oder Stürze.
Die Behandlung eines „Traumapatienten“ weist einige Besonderheiten auf. Wir gehen bei einem Trauma nach dem X-ABCDE-Schema vor. Dieses Schema würden wir euch gerne einmal erläutern.
Es ist wichtig, dass zunächst der Kopf des Patienten von einer Person fixiert wird, da bei einem Trauma eine Verletzung der Halswirbelsäule zuerst nicht ausgeschlossen werden kann. Auch unser Eigenschutz muss sichergestellt werden, da Unfallstellen für uns eine große Gefahr darstellen können. So kann es zum Beispiel sein, dass der Verkehr geregelt werden muss, laufende Maschinen abgestellt oder lose Teile vor dem Herunterfallen gesichert werden müssen.
Sobald der Eigenschutz gewährleistet ist und der Kopf des Patienten fixiert ist fangen wir mit unserer Untersuchung an.
X: im ersten Schritt werden lebensbedrohliche Blutungen nach außen lokalisiert und nach Möglichkeit gestillt.
A: parallel zur Fixierung des Kopfes kann der Teampartner durch den modifizierten Esmarchhandgriff die Atemwege freihalten. Zusätzlich wird geguckt, Fremdkörper den Atemweg blockieren und diese werden entfernt.
B: mittels SPO2 Clip am Finger oder am Ohrläppchen, der Auszählung der Atemfrequenz und Beobachtung der Atemtiefe und Thoraxbewegung wird die Belüftungssituation des Patienten bewertet. Zusätzlich wird der Thorax inspiziert um Verletzungen frühzeitig zu erkennen. Es wird Besonders auf Prellmarken oder sichtbare Verletzungen geachtet.
C: durch ein Trauma können nicht nur äußere sondern auch innere lebensbedrohliche Blutungen entstehen. Nachdem der Puls, das Hautkolorit und die Rekapillarisierungszeit überprüft wurden schaut man sich die „drei großen Blutungsräume“ an. Darunter fallen Bauch, Becken und Beine. Blutungen in diesen Bereichen sind besonders gefährlich, da in Bauch und Becken jeweils bis zu 5 Liter und in ein Bein ca. 2,5 Liter Blut passen. Bei einer Blutung in das Becken können wir die sogenannte Beckenschlinge anlegen, die das Becken vorerst komprimiert um die Blutung zu stoppen.
D: hier soll die Vigilanz (Wach/ orientiert) des Patienten untersucht werden. Dazu erheben wir die sogenannte Glascow-Coma-Scale (kurz GCS). Es werden folgende Kriterien bewertet, das Augen öffnen, die Sprache und die Motorik. Gerade bei einem Schädel-Hirn-Trauma ist die GCS eine gute Möglichkeit um das Ausmaß der Verletzung abzuschätzen. Außerdem gucken wir uns die Pupillen des Patienten genauer an, optimalerweise sind diese Rund, mittelweit und reagieren prompt auf Licht. Sollte eine Fraktur vorliegen muss man die Durchblutung, Motorik und Sensibilität (kurz DMS) überprüfen.
E: um weitere Verletzungen zu erkennen wird der Patient angemessen entkleidet. Außerdem darf der Patient nicht auskühlen und wir sorgen mit einer Rettungsdecke für den Wärmeerhalt.
Je nachdem welche Verletzungen der Patient hat, wird er für den Transport entweder in eine Vakuummatratze gelegt (Vollimmobilisierung) oder ohne zusätzliche Stabilisierung auf die Trage gelegt und ins Krankenhaus gefahren.
Das war ein kleiner Einblick in die Versorgung eines Traumapatienten.
Für uns geht es nach dem Schulblock wieder ins Krankenhaus. Dort verbringen wir drei Wochen in der Anästhesie. Aber darüber werden wir euch noch berichten.
Bis dahin,
Maria und Katja